Das Wort Hegemonie stammt aus dem alten Griechenland und bedeutet die Vorherrschaft eines Staates oder einer griechischen Polis über andere. Hegemonie bezeichnet so etwas wie den freiwillig anerkannten Vorrang des einen über andere. Hegemon ist, wer die Vorherrschaft innehat. Über die Jahrhunderte blieb Hegemonie ein politischer Begriff.
Mitte des 19. Jahrhunderts kam er verstärkt in Deutschland auf. Dann auch in Russland, wo sich im Zuge der sozialistischen Oktoberrevolution 1917 systematisch strategische Gedanken über die Führungsrolle der Arbeiterklasse gemacht wurden. Die Theoretiker der Oktoberrevolution stellten fest, dass Staatsmacht auf wackligen Füßen steht, wenn sie nur auf Gewalt und Repression beruht. Viel wichtiger sei daher die Sicherung des Staates durch öffentliche Zustimmung. Die öffentliche Zustimmung zu einem Bündel bestimmter politischer Ideen ist nichts anderes als die politische Hegemonie dieser Ideen. Auf diesen Überlegungen und Erfahrungen baute der italienische Kommunist Antonio Gramsci seine Theorien auf.
Er untersuchte den Begriff der „kulturellen Hegemonie“ und prägte ihn bis heute. Für ihn war der Staat das Zusammenspiel aus „politischer Gesellschaft“ und „Zivilgesellschaft“. Oder, in anderen Worten: die Hegemonie, also Vorherrschaft bestimmter Ideen, kombiniert mit den Möglichkeiten der Staatsgewalt. Staatlicher Zwangsmaßnahmen bedarf es dadurch nur noch zur Absicherung der kulturellen Hegemonie. Die repressiven Maßnahmen des staatlichen Gewaltmonopols kommen nur im äußersten Notfall zum Einsatz. Ansonsten sichert sich die Herrschaft durch öffentliche Zustimmung ab.