Kurz: Die alte Rechte blickt sehnsüchtig in die Vergangenheit. Die Neue Rechte blickt mutig in die Zukunft. Die Neue Rechte will nicht zurück zu irgendeinem Staats- oder Gesellschaftsmodell der Geschichte, sondern versucht, aus den gegebenen Umständen das Beste zu machen.
Sie überträgt die Möglichkeiten der Gegenwart in die Zukunft. Damit tritt die Neue Rechte nicht als Reaktion gegen die Verfehlungen der linksliberalen Moderne auf, sondern will diese revolutionär überwinden. Ziel der Neuen Rechten ist die Kulturrevolution von rechts. Entscheidend für das Entstehen der Neuen Rechten – auch in Deutschland – war das rechtsintellektuelle Geschehen in Frankreich der 1960er und 1970er Jahre. Deren Vordenker wie Alain de Benoist, Guillaume Faye oder Dominique Venner erkannten, dass die altrechte „Liebe“ zur französischen Monarchie aussichtslos war und die wenigen verfügbaren Ressourcen vergeudete.
Insbesondere über den Publizisten Henning Eichberg kam die Idee einer – im Gegensatz dazu – „neuen“ Rechten nach Deutschland. Die deutsche Neue Rechte ist jedoch nicht einfach nur ein Ableger des französischen Anstoßes, sondern hat sich seither im geistigen Austausch selbstständig weiterentwickelt.
Ein konkretes „Geburtsdatum“ der Neuen Rechten in Deutschland lässt sich indes nicht nennen. Zu organisch und vielgestaltig war ihre Entstehung. Bis heute existieren die verschiedensten Strömungen auch innerhalb der Neuen Rechten. Viele unterschiedliche Akteure und Gruppen, Plattformen und Zeitschriften sind seit den 1970er Jahren aufgekommen und wieder verschwunden. Insgesamt lässt sich der Entstehungsweg der Neuen Rechten in den 60ern und 70ern grob in fünf Phasen gliedern.
Frühformen ab 1964: Eine Gemeinschaft junger Rechtsintellektueller schafft die Grundlagen für eine neue rechte, soziale und nationale sowie revolutionäre Theoriebildung.
Ausdifferenzierung zwischen 1968 und 1971: Eine ganze Bandbreite verschiedener Zeitschriften und Aktivistengruppen entsteht.
Fehlgeschlagene Professionalisierung zwischen 1972 und 1974: Die sogenannte „Aktion Neue Rechte“ scheitert.
Hochphase zwischen 1974 und 1979: Organisationen wie die „Solidarische Volksbewegung“ oder die „Sache des Volkes“ entstehen und erhalten Zulauf.
Abstieg und Neuerfindung nach 1979: Die damaligen neurechten Bewegungen verlieren an Bedeutung. Heute ist die Neue Rechte so potent wie nie, hat jedoch mit ihren Vorvorgängern wenig bis nichts mehr gemein.
Eine der wenigen Konstanten ist der bis heute relevante Publizist Armin Mohler, der die Neue Rechte entscheidend prägte. Er verwies maßgeblich auf die Ideen und Schriften der sogenannten Konservativen Revolution zwischen den Jahren 1918 und 1932.
Der Bezug zur Konservativen Revolution und auf Armin Mohler war es auch, der Götz Kubitschek und Erik Lehnert mit dem Verlag Antaios in der Zeitschrift Sezession – und damit einer wesentlichen Grundlage der heutigen deutschen Neuen Rechten insgesamt – ab den frühen 2000er Jahren zum Durchbruch verhalf. Heute existiert die Neue Rechte nur im Plural, so vielgliedrig ist die Strömung.
Verbindende Klammer ist die Mischung aus Wissenschaftlichkeit, polemischer Zuspitzung, Aktivismus und strategischem Bewusstsein und Denken. Durch diese gezielte und erfolgreiche Strategiearbeit grenzt sich die Neue Rechte zusätzlich von der eher theoriefeindlichen alten Rechten ab.